Das Revierverteidigen

Mehrere Verhaltensweisen sind typisch für territoriale Hunde, also Hunde, die ihr Revier für sich und ihre Familie beanspruchen und bereit sind, es gegen Eindringlinge zu verteidigen.

Revier Markieren durch "Duftmarken" und Kratzspuren

Das Markieren des eigenen Reviers beobachten wir normalerweise bei Rüden, etwa ab dem siebenten Monat. Es ist eigentlich die Aufgabe des Rudelchefs, aber da wir Menschen es ja nicht tun, kommt es zur Kompensationsleistung durch ein dafür geeignetes rangniedrigeres Rudelmitglied. Aron hat sein Revier mit etwas mehr als einem halben Jahr sehr stolz und deutlich markiert. Er verriet damit ein stabiles Selbstbewusstsein und eine gewisse Dominanz, die er im Vergleich zu Gladess und später auch Belana hatte. Aber auch Arons Tochter Anjin, die recht früh ihren Geschwistern gegenüber Dominanz entwickelte und viel schwerer erziehbar war als ihre Wurfschwester Arabelle, zeigte mit genau sieben Monaten dieses Verhalten (Tagebuch-Eintrag vom 4.7.2000):
"... Auf den Gartenspaziergängen, die ich rechtzeitig begann, legte Anjin mit allen Vieren mächtige Kratzspuren an, wo sie etwas hinterlassen hatte. Sie zeigt damit genau Arons Verhalten und wirkte ausgesprochen stolz und selbstbewusst. Arabelle fühlt sich nicht berufen, das Revier zu markieren. Das ist die Sache der starken Schwester, sofern Aron nicht dabei ist. Belana hat dieses Verhalten noch nie gezeigt. Sie wird aber auch meist von Aron begleitet, zu dessen Aufgabe als Rudelchef das Markieren gehört..."

Das Melden

Alles Unbekannte und möglicherweise Gefährliche wird Rudelmitgliedern durch lautstarkes Bellen gemeldet. Schließlich muss man sich auf die gemeinsame Verteidigung vorbereiten. Zu Hause muss man bellfreudigen Welpen und Junghunden zu häufiges Melden verbieten, sofern man Nachbarn in Hörweite hat. In einsamer Umgebung wird jede einzelne Person und jedes Tier ab dem Format einer Katze von meinen Hunden von weitem gemeldet. Auch dieses Melden sollte sich abstellen lassen, um nicht unnötig Krach zu machen.

Aggressivität bei Wachhunden

Manche Menschen setzen Hunde als Wachhunde ein. Bei manchen "Wachhunden" scheint es sich um die Öko-/Bio-Version einer Selbstschussanlage zu handeln. Die Besitzer erfreuen sich an ihrer Aggressivität, mit der sie ihr Grundstück verteidigen. Ein nach heutigen Maßstäben guter Wachhund sollte aber in erster Linie ein Meldehund sein. Mit aggressiven Hunden passieren zu leicht gefährliche Unfälle. Ich selbst hatte mal einen Schäferhund am Bein, der aus einem Villeneingang preschte, an dem ich mit meinem Camping-Gepäck-beladenen Fahrrad vorbeifuhr. Der Hund wollte nur sein Revier verteidigen. Er ist nicht erzogen, Menschen - zumal außerhalb seines Reviers! - nicht zu beißen. Meistens trifft es die Falschen und so sind harmlose Passanten und spielende Kinder viel öfter Opfer gefährlicher Hunde als Einbrecher. Doch selbst einem Einbrecher darf ein Bürger unseres Staates ohne Notwehr-Situation nichts Ernsthaftes antun. Er gehört in die Hände der Justiz. So kann man sich mit einem sehr scharfen Hund zwar vor weniger skrupellosen Einbrechern schützen, aber auch eine Menge Schaden anrichten und Ärger einhandeln. Gewaltbereite Einbrecher mit Brecheisen oder Schusswaffen machen vor einem Hund ohnehin nicht halt.
Schilder, die auf Hunde auf dem Gelände aufmerksam machen, gibt es in allen möglichen, mehr oder weniger witzigen Ausführungen. Das drolligste Schild dieser Art begegnete mir in der Westruper Heide, fern von jeder Besiedlung oder Telefonzelle. Es ist älter als das älteste Handy und gehört dem größten Kiesgruben-Betreiber der Region: "Achtung! Bissige Hunde - Bei Gefahr anrufen - Tel. 02355-...". Zu unserem Glück sind die bissigen Hunde offenbar irgendwann verstorben und so konnten wir über das Schild in aller Ruhe lachen und uns ungestört in der Kiesgrubenlandschaft bewegen und spielen.
Anderseits sollte man als Gartenbesitzer auf jeden Fall ein vor dem Hund warnendes Schild gut sichtbar für Passanten aufhängen. Kommt es irgendwann zu einem Unfall, weil jemand sich über den Zaun gebeugt oder durch den Zaun gegriffen hat und von Ihrem Hund gebissen wurde, haben Sie im sich u. U. anschließenden Streitfall so wenigstens das Argument auf Ihrer Seite, vor dem Hund gewarnt zu haben. Man wird Ihnen dennoch den Vorwurf machen, nicht an kleine Kinder gedacht zu haben, die noch nicht solche Schilder lesen können. Wenn also klar ist, dass Ihr Hund sich entsprechend verhalten würde, müsste ein zweiter Zaun für einen Sicherheitsabstand sorgen.

Theater am benachbarten Gartenzaun

Für Aufregung sorgen oft Hunde hinter deren Gartenzaun, besonders, wenn der Garten in der direkten Nachbarschaft liegt. Mit meinen drei Halbstarken und ihren Eltern war es gar nicht so einfach, die folgende Situation im Griff zu behalten oder zumindest, sie schnell wieder in den Griff zu bekommen (Tagebuch-Eintrag vom 7.1.2001) :

"Die zwei Boxerhunde sind oft im Garten schräg gegenüber. Ein Pärchen. Er scheint ihr imponieren zu wollen, indem er Fremde und besonders fremde Hunde am Zaun ankläfft und bedroht. Unsere Hunde lassen sich von dem Verhalten provozieren und wenn man nicht aufpasst, reißen sie sich los und liefern den Boxern direkt am Zaun ein regelrechtes Kläff- und Fletschduell. Es ist dann auch für mich nicht einfach, die aufgebrachten Hunde an den Leinen zu halten bzw. losgerissene einzusammeln und wieder in den Griff zu bekommen. Diese Erfahrung machte ich heute. Schließlich half mir das 'Platz!'-Kommando, die Burschen, die ich greifen und auf den Weg zurückzerren konnte, dort 'festzunageln', bis ich alle fünf dort beisammen und die Leinen sortiert hatte. Umso größer war das Rawau, als ich 'Auf, auf, voran!' forderte. Die Hunde explodierten fast vor Triebstau. Fast hätten sich Anders und Anjin noch in die Haare gekriegt. Ich hatte gerade noch schnell genug meinen Bergstiefel zwischen sie gebracht, um eine böse Keilerei zu vermeiden. Gut, dass mich in dieser Situation wohl niemand beobachtet hatte - das muss ein Bild gewesen sein..."

Eine andere Möglichkeit, mit der Situation umzugehen, wäre gewesen, selbst unbeeindruckt weiterzugehen. Die Hunde wären irgendwann gefolgt. Da die Stelle jedoch nicht weit einsehbar war und ich auf jeden Fall ausschließen wollte, dass die Hunde, die so hoch im Trieb waren, auf dem Weg jemanden trafen, vielleicht noch mit Hund, entschied ich mich für diese Vorgehensweise. Außerdem hatten meine "Pinzettenschnauzen" nach dem Gefecht an diesem Maschendrahtzaun auch schon blutige Bissverletzungen auf den Nasen.