Zähne und Zahnstellung

Vor dem Kauf eines Hundes sollte man ihm auf jeden Fall ins Maul schauen. Die Zähne müssen alle da sein, außer, der Hund ist noch vor oder gerade im Zahnwechsel. Welpen haben noch nicht alle Reißzähne des Erwachsenengebisses. Beim Collie stehen die Zähne wie bei Wölfen in einem Scherengebiss. Dazu gehört, dass die oberen Schneidezähne minimal vor den unteren schließen. Nicht alle Hunde haben diese Zahnstellung. Boxer und andere sehr kurznasige Hunde haben einen Vorbiss, bei dem die oberen Schneidezähne hinter die unteren greifen. Manche Kleinhunde haben einen Zangenbiss, bei dem die Schneidezähne von oben und unten genau aufeinander auskommen. Erkundigen Sie sich nach dem Standard Ihrer Rasse. Die Fangzähne müssen weit genug nach außen gerichtet sein, um das Zahnfleisch und den gegenüber liegenden Kieferknochen nicht zu verletzen.

Fehlstellungen

Wird aufgrund einer Fehlstellung das Zahnfleisch ständig verletzt, quält es den Hund. Schlimme Entzündungen können folgen. Fehlstellungen im Gebiss sind oft genetisch bedingt und deuten auf Fehler in der Zucht hin.

Andererseits können sich Fehlstellungen auch aus einer zu calciumreichen Ernährung während der Zeit kurz vor und während des Zahnwechsels, also mit 3-5 Monaten ergeben. Wie bei Menschenkindern auch, muss ein gewisser Calcium-Mangel im Körper vorliegen, damit die Milchzahnwurzeln aufgelöst werden, um deren Calcium in den Knochenaufbau einzubeziehen. Entfällt diese Notwendigkeit, da die Nahrung bereits genug Calcium für den Skelettaufbau liefert, verzögert sich der Abbau der Milchzahnwurzeln. Die Milchzähne bleiben zu lange stehen. Sie versperren den neu wachsenden bleibenden Zähnen den Weg in die richtige Position. Werden sie nicht rechtzeitig vom Tierarzt gezogen, muss die daraus resultierende Fehlstellung mit einer teuren Zahnspange korrigiert werden. Deshalb ist ein Junghund mit Fehlstellungen im Gebiss auf keinen Fall den vollen Preis wert.

Zahnstein

Die Zähne eines Hundes sollten alle paar Wochen von Zahnstein befreit werden. Kratzt man den Belag  regelmäßig ab, "versteinert" er gar nicht erst soweit, dass der Tierazt ihn abschleifen muss. Obwohl der Hund es nicht gerade liebt, wenn in seinem Maul herumgeputzt wird, lässt sich ein ordentlich untergeordneter Hund von seinem Chef die Prozedur gefallen. Meinen Hunden kann ich auch mit Zahncreme und Zahnbürste die Zähne putzen. Das tue ich ihnen jedoch höchstens einmal im Jahr an, weil ich es für ungesund halte, dass sie die Zahncreme fressen. Den Zahnbelag werden die Hunde so am gründlichsten los. Sonst genügt es, den Belag mit den Fingernägeln und der Nagelfeile oder mit dem Zahnsteinentferner abzuschaben. Letztere sind im Fachhandel erhältlich. Seit unsere Hunde regelmäßig Knochen fressen, setzen sie kaum noch Zahnstein an.

Das Fangöffnen sollte schon beim Welpen gelegentlich geübt werden, damit es der erwachsene Hund selbstverständlich findet.

Abgenutzte Zähne

Gladess Schneidezähne waren nach 13 Jahren stark abgekaut. Das lag daran, dass sie 13 Jahre lang bei uns für das erste Vorspülen der Kochtöpfe verantwortlich war. Da ich lange eine schlechte Köchin war, konnte sie oft angesetzte Reste mit den Schneidezähnen abkratzen. So erklärte sich deren starke Abnutzung. Ich überließ ihr in den letzten Lebensjahren keine Kochtöpfe mehr, damit die Zähne nicht bis auf den Nerv abgekaut wurden, was für sie vielleicht doch schmerzhaft geworden wäre und ein Überkronen oder Ziehen erforderlich gemacht hätte. Sie hatte bis zum Schluss keine Probleme, wenn man ihr "auf den Zahn fühlte". Auch die Fangzähne nutzen sich mit der Zeit ab, v. a. durch Ballspiele oder den Schutzhundesport. Gerade das Fangen sandiger, lehmig verschmierter oder vereister Tennisbälle wirkt stark abschleifend.

Doppelte Lückenzähne bei langnasigen Hunderassen

Wölfische Gene setzen sich durch, wenn man möglichst wenig miteinander verwandte Zuchtpartner wählt. Ein Indiz der von mir erhofften "Auszucht- statt Inzucht-Wirkung" zeigt sich in der Zahnstellung unseres A-Wurfs (Tagebuch-Eintrag vom 17.6.2000):

"Aron und Belana haben ihre doppelten Lückenzähne nicht vererbt. Während bei Aron der erste Zahn hinter dem Fangzahn auf beiden Seiten im Oberkiefer verdoppelt vorkommt und Belana auch auf einer Seite einen doppelten Lückenzahn hat, weisen beide Töchter ein wolfstypische Scherengebiss ohne irgendwelche Abweichung auf. Im Gegensatz zu fehlenden Zähnen oder Zahnstellungsproblemen sind doppelte Lückenzähne bei der Zuchtzulassung kein Problem. Ich freue mich aber, mit diesem Beispiel die Theorie bestätigt zu sehen, dass sich bei genetischer Vielfalt das wölfische Erbe als das Ursprüngliche durchsetzt. Da ich bei meinen Hunden auf 'Auszucht statt Inzucht' gesetzt habe, bestärkt mich diese Feststellung in der Hoffnung, dass sich auch sonst möglichst viele wölfisch-gesunde Gene bei meiner Nachzucht durchsetzen."

Nachträgliche Anmerkung: Die doppelten Lückenzähne sind eine wahrscheinlich auf Inzucht basierende Abweichung vom wölfischen Bauplan. Ich sehe in der Tendenz der Collies, solche Verdoppelungen aufzuweisen, ein Indiz dafür, dass der Kopf dieser Hunde nicht nur schmaler, sondern auch länger gezüchtet wurde. Es ist zwar wahr, dass Wölfe mindestens die gleiche Kopflänge besitzen, ich denke jedoch, dass die Vorfahren der Collies lange Zeit kürzere Schnauzenpartien hatten. Sonst wären die Zähne im Einzelnen sicher etwas größer und solche Verdoppelungen kämen nicht vor.